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Hast du ein tolles Motiv gefunden, welches du gerne nach- oder abmalen möchtest? Und jetzt sitzt du vor deinem Watercolor Blatt und bist nicht so recht sicher, wie genau du das anstellen kannst? Oh, I feel you. Oft genug hinderte genau das mich daran überhaupt mit dem malen zu beginnen.
Ach nö, dann lieber doch nicht
Ach ja, wie oft habe ich mich gefreut, endlich ein tolles Motiv gefunden zu haben. Habe mich motiviert an den Schreibtisch gesetzt, das Blatt vor mich gelegt und dann – ja, was dann? Naja, zum Einen wusste ich nicht recht, wie ich den Inhalt auf mein Papier übertragen sollte. Aus der Schule hatte ich noch in Erinnerung, dass ich es abpausen könnte. Wie ging das doch gleich? Oh, dazu braucht es ja Transparentpapier! Mistekiste, habe ich nicht. Da saß ich also, schon weniger motiviert.
Eine neue Idee musste her. Hey, ich habe doch schon immer gern gezeichnet. Mit dem Gedanken habe ich mich dann an das Übertragen der gemacht. Stundenlang. Manchmal mit Raster, meist mit den detailreichsten Motiven. Ja, was glaubst du, war das Ende vom Lied? Genau! Ich habe alle Zeit darauf verwendet die Skizze, also die Grundlage meines Watercolorbildes, zu erstellen. Mit dem Ergebnis, dass ich es innerhalb der freien Zeit nicht fertig gestellt hatte.
Und dann passierte, was eigentlich fast zu erwarten ist: Ich habe die Skizze von mir geschoben, sie lag dann noch einige Zeit auf dem Schreibtisch, wanderte dabei immer weiter aus dem Blickfeld. Bald lagen andere Unterlagen darauf, sie erhielt erste Eselsohren, einen Staubschmierer hier, etwas verwischten Bleistift dort. Bis sie in Vergessenheit geriet. Und nie zu dem tollen Watercolor Werk wurde, welches ich mir vorgestellt hatte. Total frustrierend.
Smart ein Motiv übertragen
Es gibt jede Menge Wege, um Motive auf das Blatt Papier zu übertragen. Aufgrund dieser Vielfalt ist es wichtig, zunächst zu wissen, welches Ziel man erreichen möchte. Die gewählte Methode sollte sich an das Motiv anpassen. Ist dieses zum Beispiel sehr detailliert, bietet sich eine andere Methode an, als bei einer weniger genauen Vorlage. Ebenso sollte die Größe in die Entscheidung einbezogen werden, und, in welcher Form das Motiv vorliegt: ist es beispielsweise eine Fotografie, eine Skizze oder etwas ganz anderes. Außerdem ist noch entscheidend, ob du das Motiv skalieren möchtest.
Ich möchte dir hier eine smarte Möglichkeiten vorstellen, wie du deine Skizze aufs Papier bekommst. Auf eine Größenanpassung verzichte ich hierbei. Du könntest jedoch, sollte dein Motiv einen digitalen Ursprung haben, es in der für dich passenden Größe ausdrucken und so eine Skalierung vornehmen. Es ist eine Möglichkeit, die ich auch selbst nutze, da sie sich für mich bewährt hat. Probiere sie doch gern einmal aus und lass mich wissen, ob sie für dich funktioniert.
Schritt eins: Vorbereitung
Ist dein Motiv bereits auf Papier? Großartig! Dann benötigst du nun lediglich eine Klarsichthülle, oder etwas anderes Durchsichtiges. Hast du noch einen unbenutzten Bilderrahmen in der Schublade? Prima, dann kannst du das Einlegeglas verwenden. Selbst ein Stück Klarsichtfolie aus dem Küchenregal kann funktionieren, wenn du es gut aufspannst und mit Washitape auf dem Untergrund fixierst. Deine Vorlage platzierst du so, wie auf dem Bild zu erkennen ist. Ich habe eine Prospekthülle verwendet, da diese seitlich offen ist. Und eben bei mir in der Schublade lag.
Schritt zwei: Nachfahren
Fahre in diesem Schritt die Linien bzw. Konturen der Vorlage mit einem Filzstift oder Fineliner nach. Du kannst hier dem Motiv entsprechend entscheiden, wie detailliert du vorgehst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, nicht zu sehr in die Einzelheiten zu gehen. Diese können nämlich später noch recht easy auf dem Watercolor Papier ergänzt werden. Hier führen sie eher dazu, dass sich die Linien verwischen, bzw. verlaufen. Je klarer die Striche sind, desto besser.
Wichtig ist, dass du einen nicht zu schnell trocknenden Stift verwendest, die Farbe muss für den Übertrag im nächsten Schritt noch feucht sein. Achte deshalb darauf, zügig von links nach rechts zu arbeiten, um die Farbe nicht zu verwischen. (Als Linkshänder entsprechend angepasst.)
Schritt drei: Übertrag auf Papier
Dieser Schritt ist wirklich ganz easy: du musst nun einfach ein Blatt (Achtung, noch nicht das Watercolor Papier!) auf die feuchte Skizze legen. Möglichst in einer Streichbewegung von oben nach unten, damit die Linien nicht verwischen. Glatt darüber streichen – et voilà: Du hast eine Kopie erstellt.
Spannend ist hierbei, dass es sich um eine Spiegelung deiner Vorlage handelt. Das soll so sein, da der erneute Übertrag auf das Watercolor Papier die Skizze zurück spiegelt. Dann erhältst du eine 1:1 Darstellung deiner Vorlage.
Du kannst hier auch entscheiden, das Motiv bewusst zu spiegeln, dann dreh einfach die Folie um, fahre dort noch einmal die Linien mit dem Fineliner nach. Jetzt kannst du hier den Abdruck auf Papier abnehmen.
Schritt vier: Übertrag auf Watercolor Papier
Fahre nun die zuvor erstellte Skizze mit einem weichen Bleistift nach. Je mehr Abrieb des Stiftes auf dem Papier haftet, desto leichter lässt sich der nachfolgende Schritt durchführen. Du kannst also recht feste aufdrücken. Beachte jedoch, je breiter die Linien werden, umso breiter sind sie letztlich auch auf deinem Watercolor Papier. Um den weichen Stiftauftrag nicht zu verwischen, arbeite wieder von links nach rechts und lege dir eventuell ein Papier unter deinen stiftführenden Handballen.
Nun nimmst du dein Watercolor Papier und legst es vorsichtig auf die vorbereitete Skizze, es ist wichtig, noch keinen Druck auszuüben und das Blatt nicht zu viel hin und her zu schieben. Um es zu fixieren bietet sich Washitape an, da es sich normalerweise rückstandslos wieder abziehen lässt.
Drehe deinen kleinen Papierstapel nun um, das Trägerpapier sollte oben und das Watercolor Papier unten. Jetzt schraffierst du mit deinem Bleistift über das gesamte Motiv. Um zu kontrollieren, ob du alle Bereiche übertragen hast, hebe das Papier vorsichtig an.
Schritt fünf: Übertrag gelungen
Juhu, die Vorarbeit für deine Watercolor Malerei ist fertig! Nachdem du alle Bereiche deiner Skizze auf das Watercolor Papier übertragen hast, kannst du vorsichtig das Washitape abziehen und die Papiere von einander trennen. Ziehe sie dabei möglichst nicht übereinander, da sich sonst die Rückstände des Bleistifts verschmieren.
Jetzt kannst du noch Feinarbeit leisten, Details einarbeiten, ggf. die Linienstärke abschwächen, indem du mit einem knetbaren Radiergummi sachte über das Papier rollst.
Ergebnis
Jetzt heißt es: ran an die Farben. Ich hoffe, du kannst dir mit meiner Version des Skizzen Übertragens genug Zeit sparen, um schnell ans Essentielle zu kommen: das Watercolorieren.
Tadaa! Mein Rad ist jetzt fertig. Wie findest du es?
Übrigens, das Motiv ist aus meinem kostenfreien Livestream CreARTivity – Watercolor together. An jedem 2. Sonntag im Monat, Vormittags, für etwa anderthalb Stunden malen wir gemeinsam live mit Watercolors. Magst du mitmachen? Hier kannst du dich anmelden. Ich freue mich auf dich!
Wie war das? Prima? Dann lies doch weiter!
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